Logo Wagner'sche Buchhandlung

Persönliche Lese- tipps

Anja empfiehlt:

Das Erbe der Elfen von Andrzej Sapkowski

Das Erbe der Elfen

Geralt von Riva ist ein mächtiger Hexer. Sehr alt, sehr weise und charismatisch, wie er ist, ist er weitum bekannt. Während eines schrecklichen Krieges wird ein besonderes Mädchen zur Waise: Ciri ist die Königstochter Cintras und man munkelt, sie trägt das Erbe der Elfen in sich.  Geralt nimmt sie auf und bildet sie aus.

Doch er hat viele Feinde und spürt bald, dass das Mädchen vor Begabung strotzt, auch wenn ihr anfangs die Dinge nicht so leicht von der Hand gehen, und sie eine ungeahnte Macht in sich hat. Er ist auf die Hilfe seiner ehemaligen Gefährtin Yennefer angewiesen; wohl die mächtigste Hexe weitum, aber die beiden haben sich nicht im Guten getrennt...
Sapkowski erschafft eine frühmittelalterliche Welt, die von Zauber, magischen Wesen, Zwergen, Elfen und Halblingen bewohnt ist. Ich fand es anfangs recht schwierig, mich zurechtzufinden, was auch daran liegen kann, dass ich noch kein anders Buch dieses Autors gelesen hatte und ich dieses auf Reisen begonnen habe. Aber nach etwa 50 Seiten hat die Geschichte ordentlich Fahrt aufgenommen. Der Schreibstil (hier in der Übersetzung von Erik Simon) war flüssig, angenehm zu lesen und mit feinem Humor gespickt. Dass Sapkowski keine derbe Sprache verwendet, ist mir ebenfalls sehr positiv aufgefallen. Die Charaktere sind gut gezeichnet und nach und nach lernt man die Figuren besser kennen. Auch wenn die Hauptfigur männlich ist, spielen die Frauen meiner Meinung nach die Hauptrolle: Sie bilden das Mädchen aus, beantworten jede Frage und kümmern sich um sie. Geralt fragt um Hilfe und kennt seine Grenzen, was ich sympathisch fand und nicht selbstverständlich ist für eine (quasi) allmächtige und allwissende männliche Figur in einem Fantasyroman.
Ich werde diese Reihe definitiv weiterlesen. Vor allem auch als Vorbereitung auf die Netflix-Serie.

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von

Das Labyrinth des Fauns von Cornelia Funke; Guillermo Del Toro

Das Labyrinth des Fauns

Spanien, 1944: Ofelia zieht mit ihrer hochschwangeren Mutter zu ihrem Stiefvater Vidal. Dieser ist Anführer eines Corps im Dienste Francos und soll eine Rebellentruppe im Wald ausfindig machen. Der Wald ist geheimnisvoll und düster, der Stiefvater brutal und furchteinflößend. Scheinbar zufällig stößt das Mädchen auf ein Labyrinth, das sie zu einem Faun führt.

Dieser erklärt ihr, dass sie eine lange verschollene Prinzessin sei und um in ihr unterirdisches Reich zurückkehren zu können, muss sie drei Aufgaben bewältigen…

Von Funkes wunderbarer poetischer Sprache war ich sofort angetan. Die zwischen Rahmen- und Binnenhandlung eingefügten Märchensequenzen haben die Geschichte mit der Zeit zu einem Ganzen verwoben und haben mir ganz besonders gefallen! Cornelia Funke zeichnet – mit dem Hintergrund des Films – eine düstere Fantasiewelt, die sowohl spannend und geheimnisvoll, aber auch belastend ist. Einige Szenen waren brutal – die meisten davon spielten sich tatsächlich in der ‚realen‘ Rahmenhandlung ab, was mich zu dem Schluss führt, dass die Realität schlimmere Horrorszenarien und Monster hervorbringt, als die Fantasiewelt.

Ofelia liebt Bücher und hütet sie wie Schätze. Nach dem Tod ihres Vaters hat sie nur noch ihre Mutter; diese hat einen grausamen Mann geheiratet, was ihre Tochter nicht versteht. Die Hoffnung auf Schutz für sich und ihre Tochter war ein Grund für ihre Entscheidung, denn sie ist der Meinung, dass Männer die Welt regieren:

Es war Ofelias Mutter nicht bewusst, dass sie ebenfalls an Märchen glaubte. Carmen Cardoso glaubte an das gefährlichste aller Märchen: An das, in dem der Prinz kommen und sie retten würde. (S.14)

Funke gibt ihren LeserInnen interessante Einblicke in das Innenleben all ihrer Figuren, was diese dreidimensional macht.

Noch ein schönes Zitat über die Liebe zu Büchern – und die Möglichkeiten, die diese bereithalten:

Bücher hätten ihr so viel mehr erzählen können, über diese Welt und über ferne Orte, über Tiere und Pflanzen, über die Sterne! Sie konnten Fenster und Türen sein, Flügel aus Papier, die einem halfen, davonzufliegen. Vielleicht hatte ihre Mutter einfach vergessen, wie man flog. Oder sie hatte es nie gelernt. (S.32)

Die Sprache macht dieses Buch für mich zu einem außerordentlichen Leseerlebnis für jede Altersgruppe – nur nicht für eine sehr junge Leserschaft.

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von

Das Labyrinth des Fauns von Cornelia Funke; Guillermo Del Toro

Was machen Politiker eigentlich beruflich? Fragen an die da oben

Was machen Politiker eigentlich den ganzen Tag? Wie wird man Politiker? Wie funktioniert die Demokratie und was genau ist eine Republik?
Bijan Kaffenberger ist selbst in der Politik und hat den Anspruch, sämtliche Fragen, die sich junge Menschen bezüglich der Politik stellen, verständlich, aber nicht vereinfacht, nicht verkürzt aber auch nicht langatmig zu beantworten.

Diesem Anspruch wird er gerecht und auch wenn sich einige Fragen ausschließlich der deutschen Politik widmen, können auch wir Österreicher einiges aus diesem schmalen Buch dazulernen oder unser Wissen auffrischen. Gute und verständliche Zusammenfassungen der wichtigsten Begriffe sowie Fragen zum Brexit oder zur Asylpolitik; und all das kurzweilig verpackt: Ein Gewinn für alle Politikfreunde oder die, die es noch werden wollen.
Und ganz wichtig: Die gesunde Prise Humor fehlt nicht. „Denn anders hält man es in dem Geschäft ja nicht aus.“ Der junge Autor ließ sich von seinem Tourette-Syndrom nie aufhalten und hat bereits als Student einiges an politischer Erfahrung gesammelt. Seit Jänner 2019 ist er Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Darmstadt II.

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von

Die weiße Massai von Corinne Hofmann

Die weiße Massai

Eine junge Schweizerin verliebt sich bei einem Urlaub in Kenia in einen Krieger des Massai-Stamms. Sieht sie ihn zunächst nur aus der Ferne, so ist sie dennoch hin und weg. Sie beschließt, ihren damaligen Freund zu verlassen, ihr Geschäft in der Schweiz zu schließen und nach Afrika zu ziehen. Doch die sprachlichen Barrieren und die kulturellen Unterschiede machen dieses Unterfangen nicht gerade einfach.

Dieses Buch hätte interessant werden können – leider war das nicht so. Die Autorin beschreibt in mittelmäßigem Tagebuchstil, abgehackt und linkisch ihre Begegnung mit dem wilden Fremden. Die Anziehung, die von ihm ausgeht, beschränkt sich auf das reine körperliche Begehren – das aber ebenfalls nicht gestillt wird, zumindest nicht ihres. Außerdem können sie sich kaum unterhalten (anfangs aufgrund der Sprachbarriere gar nicht), wodurch ich mich frage, worauf diese Beziehung sonst gegründet war, abgesehen von der Neugier auf das ‚Andere‘. Eine Frau geht nach Afrika, wundert sich über die andere Kultur und kann bzw. will diese nicht verstehen. Finde ich sehr bedenklich.

Die Naivität, die in so vielen Aussagen durchkommt, war schwer erträglich. Als die Autorin auf der Suche nach „ihrem Massai“ bei einer Hochzeit dazukommt, wo ein sehr junges Mädchen mit einem deutlich älteren Mann verheiratet wird, stellt sie nicht diese Gepflogenheit infrage, sondern ihr Alter – sie äußert die Angst, dass ihr zukünftiger Mann sie wohl als zu alt empfinden könnte.

Fazit: Kann man lesen, muss man aber nicht.

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von

Die rothaarige Frau von Orhan Pamuk

Die rothaarige Frau

Alles beginnt mit der Suche nach Wasser: Der junge Cem nimmt eine Gelegenheitsarbeit an und will mit seinem Meister für eine Siedlung nahe Istanbul einen Brunnen bauen. Dieser Meister wird scheinbar zu einem Ersatz für seinen abwesenden Vater. Aber die Arbeit birgt für den jungen Mann nichts als Eintönigkeit.

Bis er sie sieht. Eine wunderschöne Frau mit rotem Haar. Die mysteriöse Frau ist Schauspielerin und zieht mit ihrer Theatergruppe von Ort zu Ort. Sofort ist Cem hin und weg, folgt ihr überall hin, hofft sie zu sehen, wann immer er von seinem Meister ins Dorf geschickt wird. Die erste Liebe wird zur Obsession. Mit der zunehmenden Tiefe des Brunnenschachts werden auch die Gefühle stärker. Cems Gedanken schweifen auch während der Arbeit ab, bis es zu einem schwerwiegenden Zwischenfall kommt, der sein ganzes Leben beeinflusst.
Die Flucht vor der Vergangenheit und die fehlende Liebe zwischen Vater und Sohn zeigen sich in einer lebenslangen Beschäftigung mit der Vater-Sohn-Tragödie der Ödipussage.
Orhan Pamuk, der Literatur-Nobelpreisträger, schafft im Laufe des Romans eine solche Spannung, dass das Ende ganz plötzlich kommt und mich überrascht zurückgelassen hat. Es sei nur so viel verraten: Das Leben reproduziert Legenden.

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von

Erwarten Sie nicht, dass ich mich dumm stelle von Michael Köhlmeier

Erwarten Sie nicht, dass ich mich dumm stelle. Reden gegen das Vergessen

Wenn ein wacher Geist das Zeitgeschehen wortgewandt kommentiert, die Zuhörenden – oder wie in diesem Fall Lesenden – dazu bringt, sich mit einer entwaffnenden Klarheit mit der (unmittelbaren) Vergangenheit auseinanderzusetzen und es sich auch noch um Michael Köhlmeier handelt, dann kann es nur gut werden.

Denn, wie der Untertitel bereits sagt: Nur das Reden wirkt dem Vergessen entgegen.
In diesem Werk sind sämtliche seiner politischen Reden nachzulesen. Auf eindringliche, aber zugleich unaufdringliche Weise geht Köhlmeier gekonnt auf geschichtliche und politische Themen ein, dabei wechseln sich der Blick auf das allgemeine Weltgeschehen und Einblicke in den engsten Familienkreis ab.
Köhlmeier plädiert für mehr Menschlichkeit, mehr Mitdenken und mehr Aufmerksamkeit. Ich bin nachhaltig beeindruckt: Erwarten Sie nicht, dass ich das Buch weglege!

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von

Szenen aus dem Herzen von Thunberg, Greta;Thunberg, Svante;Ernman, Malena;Ernman, Beata

Szenen aus dem Herzen

Greta Thunbergs Gesicht ist im Moment weltweit in den Medien. Die junge Frau ist durch ihren Einsatz für das Klima keine Unbekannte mehr. Besonders hierzulande - spätestens nach ihrem Österreichbesuch vor Kurzem.In ihren jungen Jahren ist ihr gelungen, woran andere gescheitert sind: Sie hat sich für eine Sache eingesetzt, die ihr am Herzen liegt und hat dadurch die Menschen massiv aufgerüttelt.

In 92 Szenen gibt dieses Buch Einblicke in die Person Greta Thunberg und ihren Alltag und ihr direktes Umfeld. Ungewöhnlich: Die ganze Familie war am Schreibprozess beteiligt und wird als AutorIn angegeben.

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von

Becoming - Meine Geschichte von Michelle Obama

Becoming - Meine Geschichte

Ohne Frage: Michelle Obama wirkt sympathisch, eloquent, bodenständig. Als First Lady hat sie es immer wieder geschafft, die Menschen durch ihre Reden und Auftritte zu bewegen. Doch wer ist diese kluge Frau, die Anwältin und Princeton-Überfliegerin? Wie ist sie aufgewachsen?
Erfolgreich und unermüdlich im Wahlkampf und während der Amtsperioden als First Lady an der Seite ihres Mannes, schaukelt sie das Leben als als Ehefrau und berufstätige Mutter.

..
In ihrer Biographie gibt sie ehrliche und offene Einblicke in ihr Aufwachsen, ihre Familie und das Leben im Weißen Haus. Ihre Geschichte - becoming Michelle Obama - liest sich trotz des beachtlichen Umfangs von 544 Seiten flott und lässt mich als Leserin mit dem positiven Gefühl zurück, alles zu schaffen, wenn man es nur richtig anpackt. Wunderbare Lektüre über eine starke Frau.

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von

Farbenblind von Noah, Trevor

Farbenblind

Der Plan war, nur mal kurz reinzulesen. Aber ich war von der ersten Seite an gefesselt von dieser Geschichte. Zwischen Lachen und Betroffenheit schildert Trevor Noah für seine Leserschaft seine Kindheit im System der Apartheid.

Trevor Noah wird in eine Welt hineingeboren, in der es normal scheint, dass Schwarze und Weiße unterschiedliche Privilegien haben, sie nach anderen Maßstäben beurteilt werden, andere Gesetze für sie gelten.

Schwarze sind gefährlich, Weiße nicht. Schwarze sind arm, Weiße nicht. Aber er ist weder das eine, noch das andere. Sein Vater ist weiß und seine Mutter schwarz. Der engl. Titel der Biographie lautet: „Born a crime“ - quasi als fleischgewordenes Verbrechen war seine Kindheit geprägt von Stereotypen, denen er nicht gerecht werden konnte u. wollte.
Der bekannte Radiomoderator und Comedian schildert die Zeit zwischen Kindheit und jungem Erwachsenenalter sprachgewandt und mit einer guten Prise Humor – kommt aber nicht umhin, seinen LeserInnen die Absurdität der Rassentrennung vor Augen zu führen. Eine gelungene Mischung aus Biographie, Geschichten über die großen und kleinen Dinge des Lebens zum Schmunzeln, der Macht der Sprache und einer reflektierten Gesellschaftskritik. Einfach grandios.

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von

Tausend kleine Lügen von Liane Moriarty

Tausend kleine Lügen

Als die junge Jane mit ihrem Sohn in den idyllischen australischen Küstenort Pirriwee zieht, scheint sie endlich zur Ruhe zu kommen. Aber die reichen Helikoptermütter machen ihr das Leben schwer, als ihr Sohn in der Vorschule eines Angriffs auf ein kleines Mädchens bezichtigt wird. Schützenhilfe bekommt sie allein von ihren neuen Freundinnen Madeline und Celeste.

Doch auch diese beiden Frauen haben hinter der perfekten Hausfrau-und-Mutter-Fassade das eine oder andere Geheimnis zu hüten, welches besser niemals ans Tageslicht gelangt...
Die Lektüre dieses vielschichtigen Roman über die starken Bande der Freundschaft sowie die großen und kleinen Abgründe des menschlichen Zusammenlebens hallt lange nach. Die Autorin überlässt es ihren LeserInnen, sich selbst ein Bild der Hauptfiguren zu machen, und würzt ihre Geschichte subtil mit Thrillerelementen. Der Roman war die Vorlage zur erfolgreichen HBO-Serie ‚Big Little Lies‘ –  Staffel 2 folgt ab Juni 2019.

im Shop ansehen weitere Empfehlungen von